Geschichte der Abtei
Die Abtei Tholey in Tholey im Saarland ist ein Benediktinerkloster im Bistum Trier und gehört der Beuroner Kongregation an. Die Abtei gilt als ältestes Kloster auf deutschem Boden und wurde 634 n. Chr. erstmals urkundlich erwähnt.
Die heutige frühgotische Abteikirche aus dem 13. Jahrhundert zählt zu den ältesten gotischen Kirchen Deutschlands. Die Abteikirche steht unter dem Patrozinium des heiligen Mauritius. Patroziniumstag der Abteikirche ist der 22. September. Der aktuelle lateinische Wahlspruch der Abtei lautet „fides cum benignitate“ („Glaube mit Menschlichkeit“).
Der fränkische Adelige und Diakon der Verduner Kirche, Adalgisel Grimo, bestimmte am 30. Dezember 634 in seinem Testament unter anderem, dass sein Besitz im Ort Tholey mitsamt der dort von ihm errichteten „loca sanctorum“ an das Bistum Verdun, dem zu dieser Zeit Bischof Paulus vorstand, fallen sollte. Auf Bitten Adalgisel Grimos entsandte der Bischof von Trier, der auch die Tholeyer Kirche weihte, Kleriker nach Tholey. Die lateinische Urkunde des Adalgisel Grimo gilt heute als die älteste erhaltene Urkunde des Rheinlandes.
Die Klosteranlage befindet sich auf den Trümmern einer römischen Bäderanlage. Vermutlich noch im 7. Jahrhundert bildete sich an dieser Stelle eine Klerikergemeinschaft zunächst columbanischer Prägung.
Das benediktinische Leben begann in Tholey vermutlich um die Mitte des 8. Jahrhunderts. Erstmals schriftlich als Benediktinerkloster bezeugt wurde Tholey in den Jahren 916/917 unter dem Verduner Bischof Dabo, einem Neffen Bernhards von Verdun. Um das Jahr 947 gab Bischof Bernger von Verdun, ein Verwandter Kaiser Ottos des Großen und Anhänger der lothringischen Klosterreform, dem Kloster Tholey einen regulären Abt.
Abt Hugo (1264–1280) begann mit dem Bau der heute noch bestehenden frühgotischen Abteikirche. Im Jahr 1332 brannte die Tholeyer Abteikirche aus, wobei Reliquien auf als Wunder gedeutete Weise gerettet werden konnten.
Erst in den Jahren 1712–1730 konnte das Kloster unter Abt Caspar de Roussel renoviert werden. Ein neues Dormitorium wurde errichtet und die Abteikirche mit barocken Altären ausgeschmückt. Die Bauarbeiten wurden unter Abt Theobert d’Hame aus St. Wendel weitergeführt, der das Kirchendach restaurieren ließ und eine neue Orgel anschaffte. Nach seinem Tod im Jahr 1759 gelang es dem Herzogtum Lothringen und dem Königreich Frankreich mit wachsendem Erfolg, Kommendataräbte für Tholey zu ernennen. Somit wurden die Tholeyer Einkünfte des Kirchen- und Klostervermögens auf eine Person unter Befreiung von den Amtspflichten übertragen, was zur wachsenden Zerrüttung der Vermögensverhältnisse und der klösterlichen Disziplin führte. Im Jahr 1787 wechselten Tholey und das Amt Schaumburg durch Tausch von der französischen Krone an das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken.
Im Jahr 1793 wurde das Kloster durch französische Revolutionstruppen besetzt, geplündert und gebrandschatzt sowie im gleichen Jahr aufgehoben. Der Konvent flüchtete. Das Klosterarchiv und die Bibliothek wurden weitgehend vernichtet oder zerstreut. Das Kloster wurde als französische Domäne eingezogen. Im Jahr 1798 wurden die Klostergebäude versteigert und von einem Privatmann angekauft.
Im Jahr 1806 wurden die Abteikirche als Pfarrkirche und die an die Kirche angebauten Abbatialgebäude als Pfarrerwohnung Eigentum der Gemeinde.
Weitere Klostergebäude waren abgerissen worden.
Die Abtei wurde am 8. Dezember 1949 durch Papst Pius XII. kanonisch wiedererrichtet und am 23. April 1950 von Mönchen aus der Benediktinerabtei St. Matthias in Trier besiedelt. St. Matthias in Trier war am 22. Oktober 1922 wiederbesiedelt worden. Bereits im Jahr 1938 war es zu Einschränkungen des Klosterlebens durch die NS-Regierung gekommen. Im Jahr 1941 hatte man die Abtei durch die Geheime Staatspolizei aufgehoben und den Besitz beschlagnahmt. Der Konvent wurde in die Abtei Maria Laach gebracht. Erst im Jahr 1945 konnte sich der Konvent in Trier wieder sammeln, doch war während der Abwesenheit der Mönche ein Pfarrer in St. Matthias eingesetzt worden, so dass die Mönche nach ihrer Rückkehr nicht direkt die Seelsorge übernehmen konnten.
Die unklare Situation zwischen Pfarrei und Abtei belastete die ohnehin in Mitleidenschaft gezogene Gemeinschaft, sodass sich der Großteil der Gemeinschaft zusammen mit dem seit 1947 amtierenden Abt Petrus Borne auf das Angebot der saarländischen Landesregierung unter Ministerpräsident Johannes Hoffmann einließ, die aufgehobene Abtei Tholey wiederzubesiedeln. Eine kleinere Konventsgruppe widersetzte sich dieser Verlegung der Abtei und blieb in Trier.
Der heutige Pfortenbau der Abtei Tholey wurde im Jahr 1954 errichtet. Die Renovierung der Kirche wurde zur Zeit des Abtes Petrus Borne in den Jahren 1957 bis 1963 mit staatlicher und diözesaner Unterstützung der Regierung des Saarlandes und des Bistums Trier durchgeführt. Dabei wurde der Kirchenraum nach liturgischen Gesichtspunkten neugestaltet.
In dieser Zeit gründete Pater Maurus Sabel (1912–2012) die Tholeyer Sängerknaben (1950–1978), einen überregional viel beachteten Knabenchor. Neugründungsabt Petrus Borne starb am 3. März 1976. Sein Nachfolger wurde im Jahr 1976 Hrabanus Heddergott, der wegen Differenzen mit dem Konvent am 26. November 1981 resignierte, sodass Pater Athanasius Weber als Prior-Administrator auf drei Jahre das Kloster leitete. In dieser Zeit wurden die Restaurierungsarbeiten am Kapitelsaalgebäude abgeschlossen.
Am 11. März 1985 wählte der Konvent Pater Makarios Hebler zum neuen Abt von Tholey. Hebler, der aus Essen stammte und am 28. Oktober 1971 in die Abtei gekommen war, begann im Jahr 1985 die Restaurierung des Abtsgebäudes.
Im November 1997 übernahm Abt Makarios auch das Amt des Pfarrers von Tholey. Im Jahr 2008 stand die Abtei kurz vor dem finanziellen Ruin. Abt Makarios Hebler resignierte darauf am 31. August 2008. Durch den Verkauf von etwa 80 Hektar Land an die Gemeinde Tholey, Unterstützung durch den rund 200 Mitglieder umfassenden Förderverein sowie durch Sponsoren und Finanzmittel vom saarländischen Wirtschaftsministerium und der EU konnte sich die Abtei wirtschaftlich konsolidieren und Bau- und Renovierungsmaßnahmen in Angriff nehmen.
Es entstanden unter anderem eine barockisierende Grünanlage, ein neues Gewächshaus, eine Imkerei und neue Zugangstore. Die Umgestaltung des Umfeldes der Abtei konnte durch Spendengelder einer der Abtei nahestehenden Familie realisiert werden.
Quelle: „Benediktinerabtei St. Mauritius (Tholey)“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 24. November 2021, 14:25 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Benediktinerabtei_St._Mauritius_(Tholey)&oldid=217557303 (Abgerufen: 27. November 2021, 10:36 UTC