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Mahbuba Maqsoodi
– mit der Malerei Brücken bauen

Die Künstlerin Mahbuba Elham Maqsoodi ist aus Afghanistan gebürtig und hat lange Jahre an der berühmten St. Petersburger Kunstakademie studiert.
Ihre Wettbewerbsentwürfe für St. Mauritius haben die Abtei in ihrer starken künstlerischen Aussage von Anfang an überzeugt. Sie stellenThemen und prägende Personen des Alten und Neuen Testaments in einer sprachfähigen und auchrätselhaften Weise dar. Die Flächen von Maqsoodis Bildern wirken häufig wie Membranen, die auf ein Dahinter deuten, was wir nicht erkennen, allenfalls erhahnen können, was dem gotischen Sakralraum wesensverwandt ist. In solcherund anderer Hinsicht ist das Fensterensemble der Künstlerin singulär.

Den Betrachter sprechen in Maqsoodis Fenster sofort die starke und dabei anmutende Farbigkeit und zugleich der vieldeutige Gestaltungsreichtum an. Die Grossformate der Akteure, ihre Kompositionen und Charakterisierungen zeugen von tiefem und intellektuellem Verständnis der Glaubensbotschaften.
Dies war schonMerkmal zahlreicher früherer internationaler Werke der Künstlerin, die ihren Namen bekannt machten.

Maqsoodi bildet die Themendarstellung und die Gesamtfläche eines Fensters immer zu einer malerischen Einheit, es gibt zum Beispiel keine nur passiven Hintergründe. Die Figuren wurden in ihrer zeichnerischen Darstellung und in ihrer deutungsgemässen Haltung und Aussage – zum Beispiel ruhig oder expressiv, isoliert oder kommunikativ – in zahlreichen Studienblättern entwickelt und auf Leinwand oder Papier gemalt.

Bei der Umsetzung in Glas und Glasmalerei entstanden dann die gewünschten Farb- und Lichtwirkungen. Sie resultieren aus der Kombination von differenzierten, nuancierten Ätzungen der farbigen Überfanggläser und den Bemalungen mit Schmelz- und Schwarzlotfarben, welche die Künstlerin an den Scheiben vor Tageslicht minutiös immer selbst ausführte.

Durch seine besonderen Farb- und Lichtwirkungen und wohl auch seine technisch-bildnerischen Hausforderungen bildet das Medium Glas für die Künstlerin das bevorzugte Gestaltungsmittel, wie ihr umfangreiches Oeuvre belegt.

Zeichnung (Kontur und Schatten) und die Formung aus der Fläche heraus sind in der Kunstgeschichte der Malerei zwei wichtige, oft gegensätzliche Kriterien. In Maqsoodis Glasfenstern sind sie zu einer Synthese und dabei einer heute selten gewordenen künstlerischen Sicht der Glasmalerei entwickelt, das zeigt Leidenschaft und einen aussergewöhnlichen Zugang zur Malerei. Die Figuren sind zumeist in helleren Tönen dargestellt, mit ausdrucksstarken Zeichnungen und Modellierungen aus Farben, die mit den Hintergründen korrespondieren. Die Fonds hingegen sind felderübergreifende leuchtende Farben, die in ihrer Fläche detailreich gestaltet und strukturiert sind.

Man entdeckt in ihnen viele kleine Figuren, die aus den Farbgläsern geätzt und malerisch differenziert sind. Diese äusserst aufwändige Gestaltung schafft für die expressiven Bilder die genannte Harmonie der Fläche im Ganzen und im Detail.
Betrachtet man einzelne Szenen, so entdeckt man auf die Themen zugeschnittene und deshalbsehr vielfältige Physiognomien und Körperhaltungen, von Demut, Staunen und Verkündigung bis zu Schrecken und Entsetzen; dass Figuren verdreht, stürzend, auf den Kopf gestellt sind wie beim Petrus, im Höllensturz, bei Stefan und Laurentius, um nur ein paar Beispiele zu nennen, ist ernst empfundene Eindringlichkeit im Interpretieren der Bostschaften.

Der Fensterzyklus bringt ein Element in den Kirchenraum zurück, das sehr selten geworden ist: Er hat nicht mehr nur ästhetische Finktion, die er aber zweifellos auch in hochem Masse erfüllt, indem die Betrachter ihn als Kunstwerke sehen, sondern wieder eine ikonographische Funktion, damit die Besucher ihn auch als christliche Botschaft wahrnehmen, wiedererkennen, über sie nachdenken.

Man bemerkt zudem, dass das komplexe Fensterensemble Mahbuba Elham Maqsoodis und die Chorfenster Gerhard Richters eine farbliche Harmonie finden; beide tauchen den Kirchenraum in schön kommunizierende Farb- un Lichtwirkungen, vor allem das Chormittelfenster nimmt in seinem Kolorit Bezug auf die Obergardenfenster.

Text: Prof. Dr.phil. Peter van Treeck

Obergarden-Fenster (beim altergeginnend)

Süden, Altes Testament

1. Elia und Daniel
2. Jesaja und Jeremia
3. David und Salomon
4. Moses und Josua
5. Isaak und Jakob
6. Abraham und Sarah
7. Adam und Eva

Norden, Neues Testament

1. Matthäus und Markus
2. Lukas und Johannes
3. Johannes der Täufer und Elisabeth
4. Martha und Maria
5. Hanna und Simeon
6. Petrus und Paulus
7. Stefan und Laurentius

Nordchor

1. Weihnachten
2. Pfingsten und Himmelfahrt
3. Kreuzigung

Nördliches Seitenschiff (Tholeyer Heilige)

Hl. Rodingus
Hl. Theobert
Hl. Wendelin
Hl. Kuno

Südfenster

Passion
Hl. Mauritius: Verweigerung des Götzenopfers,
Martyrium

Südliches Seitenschiff

Hl. Gregor
Hl. Benedikt
Hl. Scholastika

Westseite

1. Gründung der Abtei mit Paul von Verdun und Grimo
2. Rundfenster: Fenster von Pater Bonifatius Köck
3. Mitte: Santansturz

Norden

Marienfenster „Marienmonogramm“